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  • 16. April 2020
    Frankfurts Grüngürtel

    Robert Gernhardt: Grüngürteltier

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    Noch ein Corona-Tagebuch

    Eigentlich habe ich mir geschworen, kein Corona-Tagebuch zu lesen und erst recht keines selbst zu schreiben. »Gedankenkitsch« hat Julia Encke diese Corona-Ergüsse in der FAS unter Verwendung eines Diktums von Henning Ritter genannt. Aber nun mache ich doch eine klitzekleine Ausnahme, wobei es eigentlich mehr ein Ausflugstipp als ein Tagebuch ist.

    Die Krise zwingt ja, den Radius enger zu fassen. Ich fahre jetzt täglich Rad und habe – es ist nie zu spät! – den Frankfurter Grüngürtel entdeckt. Der Grüngürtel, den es schon seit 1994 gibt, das sind 64 Kilomter Radweg rund um Frankfurt und die bieten ein komplett alternatives Bild der Bankenmetropole. Streuobstwiesen statt Hochhäuser, Flusswege (Nidda) statt Industrie. Und vor allem: Man glaubt gar nicht, wie viele Kleingärtner es in Frankfur gibt. Schrebergärten wohin das Auge blickt. Zum zehnten Geburtstag des Grüngürtels hat Robert Gernhardt dem Weg sogar ein Maskottchen geschenkt, das Grüngürteltier (siehe Foto). Der Höhepunkt des Ganzen aber ist die Mainfähre in Höchst, die einen samt Rad für 1,30 Euro nostopp nach Schwanheim übersetzt. Man wähnt sich irgendwo an der Weser, aber gewiss nicht mitten in Rhein-Main. Im Hochsommer gibt es eine »Drei-Strandbar-Tour« samt Fähre hin und her so oft man will: Hoffen wir, dass im Juli die Strandbars geöffnet sind.

    An sonnigen Corona-Wochenenden sollte man den Grüngürtel meiden: Ich vermute, das Unfallrisiko ist dann deutlich höher als das Corona-Risiko. Aber von Montag bis Freitag (möglichst am späten Vormittag) ist es grandios.

    Rainer Hank