Tagebuch

Hanks Tagebuch

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  • 24. September 2021
    Sag, wie hältst Du es mit dem Kapitalismus?

    Frankfurt: Hochburg des Kapitalismus Foto Leonhard Niederwimmer/pixabay

    Am 21. September habe ich mit dem Max-Planck-Forscher Wolfgang Streeck in Freiburg über das Thema »Zwischen Globalismus und Demokratie« diskutiert. Rund 400 Teilnehmer haben die spannende Veranstaltung online und in Präsenz verfolgt. Hier kann man sich die Aufzeichung ansehen.

    Hyperglobalisierung oder Kleinstaaterei

    Grundlage für die Debatte ist Streecks neues Buch, das der Suhrkamp Verlag so bewirbt: In der Hochphase des Neoliberalismus galt die Globalisierung als unvermeidlich und die umverteilende Demokratie als überholt. Wachsender Wohlstand für alle war das Versprechen, wachsende Unfähigkeit, die kapitalistische Ungleichheitsmaschine zu bändigen, ist das Ergebnis. Taumelnde Volksparteien, schrumpfende Gewerkschaften und grassierende Zweifel an der Leistungsfähigkeit demokratischer Institutionen sind die eine Folge dieser Entwicklung. Die andere sind Bewegungen wie die »Gelbwesten« sowie neue Parteien an den Rändern des politischen Spektrums. Längst hat in vielen Ländern ein Tauziehen um die politische Ordnung begonnen, das die Gesellschaften zu zerreißen droht.

    Angesichts dieser Situation, deren Ursachen im Zuge der Corona-Pandemie noch schärfer hervortreten, ist die Zeit reif für eine grundlegende Entscheidung, sagt Wolfgang Streeck in seinem fulminanten neuen Buch. Soll es mit dem Umbau des Staatensystems weitergehen wie gehabt, das heißt in Richtung einer noch stärkeren überstaatlichen Zentralisierung? Oder wäre der Weg in eine moderne, auf friedliche Kooperation ausgerichtete »Kleinstaaterei« die bessere Lösung? Mit dem Ziel einer Neubegründung demokratischer Politik vor Augen fällt sein Votum eindeutig aus: für den zweiten Weg, auch und gerade in Europa.

    Rainer Hank