November 2019
Schafft die Kirchensteuer ab
Denn mit ihr wird Schindluder getrieben.
Die Kirchensteuer macht den Staat zum Büttel der Glaubensgemeinschaften. Die Kirchen erhalten stabile Einnahmen, die unabhängig sind von der Leistung des Kirchenpersonals und der Qualität der Seelsorge. Dass es mit beiden Leistungen nicht weit her ist, weiß man nicht erst seit den Missbrauchsskandalen. Das Staat-Kirchenbündnis hat sich überlebt, so argumentiere ich im gerade erschienenen Heft 01/2020 des Philosophiemagazins (siehe pdf-Anhang). Die Contra-Position vertritt Peter Dabrock, systematischer Theologe an der Universität Erlangen-Nürnberg.
Wer zahlt für den Missbrauch?
Was mich heute besonders empört: Die katholische Kirche will höhere Entschädigungszahlungen für Missbrauchsopfer aus Kirchensteuereinnahmen finanzieren. Andi Scheuers Autobahnen würden ja auch von der Allgemeinheit finanziert, argumentiert der kirchliche Missbrauchsbeauftragte, der Bischof von Trier Stephan Ackermann (vgl dazu den Blog »Weiberaufstand« von Christiane Florin). Ich halte es für einen Skandal, dass jetzt die Kirchenmitglieder die Folgen der Kleriker-Verbrechen finanzieren sollen. Dagegen hilft nur der Steuerstreik: Dann wäre die Kirche genötigt, zur Opfer-Entschädigung ihr nicht unbeträchtliches Vermögen einzusetzen. Und das entzogene Steuergeld könnte freiwillig den Gemeinden zugute kommen. Mein Argument: Eine Abschaffung der Kirchensteuer schwächt den Klerikalismus, stärkt aber die Gemeinden.
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Rainer Hank