August 2025
Ein bisschen Lust am Untergang

Über die Apokalypsen unserer Zeit
Wir leben in stürmischen Zeiten. Die Euphorie ist verflogen, der Optimismus kämp mit düsteren Prognosen. Kriege und Bürgerkriege, die Klimakrise und die Energiekrise, demographische Ungleichgewichte, dazu Migration, Terrorismus und global vernetzte Kriminalität – kein Zweifel, die Welt war schon besser aufgestellt.
Aber tri dies wirklich zu? Oder waren es vor allem die vergangenen Jahrzehnte seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs, die uns (im wohlstandsgesicherten Westen) glauben liessen, es sei alles gut und komme immer noch besser? Ein Blick auf die Geschichte lehrt, dass das Dasein seit Anbeginn ein Kampf ohne Ende war. Dass sich dies ausgerechnet für unsere Epoche und darüber hinaus werde ändern lassen, ist eine höchst anmassende Vorstellung. Heutzutage herrscht (wiederum insbesondere im wohlstandsgesä igten Westen) ein weitverzweigter medial geschürter Alarmismus. Vertraute man den Propheten des Untergangs, so stünden wir kurz vor dem grossen Finale. Medien und NGOs, professionelle Demonstranten und selbsternannte Moralisten, Omas gegen Rechts und andere Bewirtscha er von Furcht und Zi ern sorgen für eisige Temperaturen.
Immer öfter wird der ursprünglich biblische Begriff der Apokalypse bemüht – für Naturkatastrophen, menschliche Greueltaten oder andere zerstörerische Ereignisse. Allerdings ist sich unsere säkuläre Gesellscha nicht mehr bewusst, dass der Apostel Johannes in seiner Apokalypse eine Zukun enthüllte, wo das Zorngericht Go es nicht die Welt untergehen lässt, sondern sie reinigt und vorbereitet auf das irdische Friedensreich seines Messias. Den von biblischen Vorstellungen entwöhnten modernen Menschen bleibt der Glaube an die wissenscha lich-technische Kompetenz und die Hoffnung, dass die Menschheit auch zukün ig ihre erstaunliche Fähigkeit zur Regeneration beweisen wird.
Für die Schriftentreihe der Schweizer Vontobel Stiftung habe ich einen größeren Essay über »Ein bisschen Lust am Untergang« geschrieben; erschienen am 1. Juli 2025. Mann kann den Essay online lesen oder hier bestellten.
Rainer Hank